Passstraßen in der Schweiz

Ob mit dem Auto, dem Motorrad oder dem Rennrad – von den Passstraßen in der Schweiz geht eine besondere Faszination aus. Enge Haarnadelkurven, knackige Anstiege und spektakuläre Aussichten bilden die Zutaten auf einer Tour über einen Hochgebirgspass.

Wir stellen Ihnen die spektakulärsten und höchstgelegenen Passstraßen in der Schweiz im Kurzporträt vor

Großer St. Bernhard
Der Große St. Bernhard ist ein Alpenpass in den Walliser Alpen, der die Schweiz mit dem italienischen Aostatal verbindet. Der höchste Punkt liegt 2.469 m hoch über NN. Die 44 km lange Passstraße führt durch eine grandiose Berglandschaft mit vergletscherten Berggipfeln. Die Überquerung des Passes war bis 1964 nur im Sommer möglich. Mit der Eröffnung eines Straßentunnels, dem mautpflichtigen Großer-St.-Bernhard-Tunnel im gleichen Jahr, verlor die Passstraße an Bedeutung. Im 11. Jahrhundert wurde auf der Passhöhe eine Herberge errichtet, aus der das Bernhardshospiz hervorging. Dort wurden früher von den Augustiner-Chorherren Hunde der Rasse Bernhardiner gezüchtet.

Gotthardpass
Bereits in der Antike war der Gotthardpass eine der wichtigsten Verbindungen zwischen dem Mittelmeerraum und den nördlich der Alpen gelegenen Regionen des Römischen Reichs. Heute wird das Gotthard-Massiv zwar durch den Gotthard-Tunnel unterquert, doch eine Fahrt auf der Passstraße hat nichts von ihrer Faszination verloren. Die kurvenreiche Strecke windet sich in zahlreichen Haarnadelkurven durch die Berge von Andermatt bis Airolo. Mit dem Auto brauchen Sie etwa eine Dreiviertelstunde, um die auf einer Höhe von 2.100 m gelegene Passhöhe zu erklimmen und auf der anderen Seite wieder hinabzufahren.

Umbrailpass
Die Passstraße auf den Umbrailpass im Ortler-Gebirgsmassiv kann einen Superlativ für sich in Anspruch nehmen. Sie ist die höchste Passstraße der Schweiz, deren Scheitelpunkt auf einer Höhe von 2.501 m über NN liegt. Die Straße verbindet das Münstertal auf Schweizer Seite mit dem Addatal in Italien, wo sie anschließend durch den Nationalpark Stilfser Joch in Südtirol führt. Grundsätzlich kann die Passstraße von Ende Mai bis Ende Oktober befahren werden. Plötzlich einsetzende Schneefälle können jedoch auch während dieses Zeitraums zu einer kurzfristigen Sperrung führen.

Furkapass
Der Furkapass, der die Ortschaften Realp im Kanton Uri mit Oberwald im Kanton Wallis verbindet, ist – gemessen an der Höhe – der vierthöchste Alpenpass der Schweiz. Über die Passhöhe führt die 29 km lange Furkapassstraße, die von einigen Punkten einen atemberaubenden Blick auf den Rhonegletscher bietet. Die Passhöhe liegt auf 2.429 m über NN. Rund 150 m tiefer befindet sich das im Jahr 1882 erbaute Hotel Belvédére, das seit 2015 geschlossen ist. Wenn Sie die Passstraße in Ihrem Urlaub in einer Ferienwohnung in der Schweiz befahren, wandeln Sie auf den Spuren von James Bond. 1964 wurden auf der kurvigen Strecke einige Filmszenen des Agenten-Klassikers "Goldfinger" gedreht. Sean Connery spielte damals die Hauptrolle des 007, während Gert Fröbe alias Goldfinger sein Widersacher war.

Berninapass
Vom schweizerischen Engadin ins italienische Veltlin führt die Passstraße über den Berninapass. Den höchsten Punkt erreicht die 37 km lange Strecke bei 2.328 m über NN. Erbaut wurde die Passstraße zwischen 1842 und 1865. Zeitgleich wurde das an der Straße gelegene Hospiz eröffnet. Die Strecke gehört zu den wenigen Passstraßen in der Schweiz, die ganzjährig geöffnet sind. Zwar liegt auf der Passhöhe an acht Monaten im Jahr Schnee, doch der Räumdienst arbeitet zuverlässig. Ein landschaftliches Highlight an der Strecke ist der kobaltblaue Lago Bianco. Das Wasser des Stausees wird zur Stromerzeugung genutzt und hat Trinkwasserqualität. Erschlossen ist der Berninapass außerdem über eine Luftseilbahn, die Skifahrer und Snowboarder in ein Gletscherskigebiet an der Nordseite des Alpenpasses bringt.

Nufenenpass
Die höchstgelegene Passstraße in der Schweiz verläuft über den Nufenenpass, der die Kantone Tessin im Osten und Wallis im Westen verbindet. Der Ausblick auf die Walliser Alpen, die Berner Alpen sowie auf die Gotthard- und die Leonegruppe vom höchsten Punkt auf 2.439 m über NN ist überwältigend. 38 km lang ist die Passstraße, die zwischen Mai und Oktober befahren werden kann. Besonders beliebt ist die kurvenreiche Strecke bei Radfahrern, die sich bei den knackigen Anstiegen richtig ins Zeug legen müssen. Als Lohn für die Anstrengungen wartet auf der Passhöhe ein SB-Restaurant, in dem Spezialitäten aus dem Wallis und dem Tessin zubereitet werden.

Albulapass
Mitten in den Abula-Alpen im Schweizer Kanton Graubünden befindet sich mit dem gleichnamigen Pass eine Alpenüberquerung auf einer Höhe von 2.312 m über NN. Die Passstraße verbindet das Oberengadin mit dem Albulatal. Die schmale Straße kann alljährlich von Juni bis November befahren werden. Im Rest des Jahres ist sie wegen der allgegenwärtigen Lawinengefahr gesperrt. Da die Passhöhe in einer hochalpinen Zone liegt, sind selbst im Sommer Schneefälle nicht ausgeschlossen. Aufgrund der geringen Breite der Fahrbahn und der zahlreichen Haarnadelkurven sollten Wohnmobile und Gespanne die Passstraße meiden. In manchen Jahren war der internationale Rennradzirkus anlässlich der Tour de Suisse zu Gast auf der Albula-Passstraße.

Grimselpass
Der Grimselpass liegt im Süden des Kantons Bern und trennt die Berner Alpen von den Urner Alpen. Die Passhöhe liegt bei 2.163 m über NN und ist eine europäische Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Nordsee. Im 19. Jahrhundert wurde der alte Saumpfad durch eine Hochalpenstraße ersetzt, die im Sommer für den Verkehr geöffnet ist. Auf der Nordseite passiert sie drei Stauseen, die über Stollen miteinander verbunden sind. Es lohnt sich, die Fahrt für einen Spaziergang zu unterbrechen und das einzigartige Panorama mit dem Grimselsee und dem Räterichsbodensee zu bewundern. Am höchsten Punkt der Strecke liegt der idyllische Totensee, der zur Gewinnung von Elektrizität genutzt wird.

Klausenpass
Der Klausenpass im Schweizer Kanton Uri war in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ein Hotspot des Motorsports. Ab 1922 fanden regelmäßig Auto- und Motorradrennen auf der Passstraße statt. Bei diesen sogenannten "Klausenrennen" kämpften Rennfahrer alljährlich um den "Großen Bergpreis der Schweiz". Das vorerst letzte Rennen am Klausenpass war ein Oldtimer-Wettbewerb im Jahr 2013. Auf der Passhöhe (1.948 m über NN) stehen ein Restaurant und eine kleine Kapelle. Im Winter ist der Klausenpass geschlossen.

Flüelapass
Der Flüelapass ist der höchstgelegene Gebirgspass im Kanton Graubünden. Die 27 km lange Passstraße verbindet die Ortschaft Davos im Landwassertal mit Susch im Unterengadin. Die Passhöhe liegt auf einer Höhe von 2.383 m über NN und wird von den Gipfeln des Schwarzhorns und des Flüela Wisshorns überragt. Eine karge Berglandschaft mit schroffen Felsen und vergletscherten Gipfeln erstreckt sich oberhalb der Baumgrenze. Im Winter ist die Straße wegen der anhaltenden Lawinengefahr für den Autoverkehr gesperrt. Im Sommer hält die Strecke eine besondere Attraktion für Nostalgiker bereit. Jeden Dienstag verkehrt zwischen Davos und dem Hospiz Flüela eine historische Postkutsche, die von einem 6er-Gespann gezogen wird. Interessierte können eine Fahrt buchen und die Passstraße aus einer völlig neuen Perspektive entdecken.

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